2014 Teilorte
Die vierte Ausgabe widmet sich dem Thema: Teilorte. Auf eindrucksvolle Weise zeigen die Aufnahmen wie die einzelnen Teilorte der heutigen Gesamtgemeinde Baiersbronn vor über 100 Jahren ausgesehen haben.
Titelbild 1908 Baiersbronn
Das Bild zeigt das Bahnhofshotel und das Postamt, sowie den Bahnhof und aufsteigenden Rauch der Dampflok, die noch einmal ihren Wassertank auffüllt bevor es den Anstieg nach Freudenstadt hinaufgeht.Rechts vom Kirchturm sieht man hoch oben den Talblick und ein wenig darunter am rechten Bildrand die beiden großen Bauernhöfe vom Steinberg.
Die Monatsblätter mit vielen interessanten Erläuterungen sind nachfolgend abgebildet:
1890 Klosterreichenbach
Erst zur Zeit des Bahnbaus wurde aus Reichenbach der Name Klosterreichenbach. Wir sehen vorne die Murgbrücke und rechts davon das ehemalige Sägewerk Haisch, das 1895 abbrannte. Im freien Gelände bis zur Klostermauer liegt seit 1901 der Bahnhof. Die Klosterkirche hatte damals nur einen Glockenturm und im Jahr 1897 wurden auf der gegenüberliegenden Seite zwei neue Türme errichtet, die im Jahr 1898 fertiggestellt wurden. Im Verlauf der Umbauarbeiten hatte die Kirche zeitweise sogar drei Türme.
1900 Mitteltal
Früher hieß das ganze Tal zwischen „Flecken“ Baiersbronn und Buhlbach das „Tannenfelser Thal“ nach der Burg Tannenfels und später dann nur noch das „Thal“ – etwa ab 1750 – großer Holzeinschlag für die Glashütte und Ortskernverdichtung sowie Gründung von Schulen – wird dann zwischen „Mitteltal“ und „Obertal“ unterschieden. Rechts erkennt man die Lammsägemühle, die von den Familien Klumpp und Möhrle betrieben wurde. Links vom Kirchturm steht auf der Anhöhe der Morlokhof.
1910 Röt
Am rechten Bildrand steht das Gasthaus Sonne. Links daneben ist die damals noch vorhandene Aispach-Sägemühle zu sehen. Das kleine Haus rechts auf der anderen Seite der Murg ist die Methodisten Kapelle. Von der Bahnlinie ist noch nichts zu sehen, denn diese war am 20.11.1901 zunächst nur von Freudenstadt bis nach Klosterreichenbach erbaut und ihrer Bestimmung übergeben worden. Erst 27 Jahre später am 13. Juli 1928 wurde die fehlende Reststrecke zwischen Raumünzach und Klosterreichenbach in Betrieb genommen.
1918 Obertal
Das „obere Thal“, begann hinter der Burg Tannenfels (1250 – 1373) und schon vor über 300 Jahren werden Besitzungen in dieser Region erwähnt. Der Blick vom Kraftenbuckel zeigt die noch dünn besiedelte Parzelle „Im Kreuz“, die ihren Namen von einem sogenannten weissen Wegkreuz hat, das beim heutigen Gasthof Adler-Post stand, wo sich die Wege zum Lichtegehren/Rossbühl und zum Ruhestein trennten. Der Name Kraftenbuckel hat seinen Ursprung von den ersten Siedlern, diese waren Glashüttenarbeiter und hießen Kraft. Das einsame Haus 100 Meter über der Talsohle ging ab und so ist nur noch im Straßenname „Kraftenbuckelweg“ eine kleine Erinnerung an die „Namensgeber“ der Anhöhe übrig geblieben.
1910 Huzenbach
Gut zu erkennen ist die Stumppensägemühle links der Murg, die ihren Namen von der Betreiberfamilie Stumpp bekommen hat. Oft war Sägemühle und Wohnhaus in einem Gebäude untergebracht. Wenn ein besonders mächtiger Stamm gesägt werden musste ragte dieser dann bis in die Küche des Wohnhauses, da es keine andere Möglichkeit gab den überlangen Stamm vor das Sägegatter einspannen zu können. Der Tobelweg führt hinauf auf den Hahnbergweg und Weber’s Wiesen sind noch unbebaut. Genauso der Bereich um das heutige Kurhaus.
1907 Tonbach
Die Tonbachstr. verläuft noch zwischen der Sägemühle von Gottlob Keck und dem damaligen Gasthaus Forelle vorbei am Schulhaus hinauf zum Härlisberg und von dort weiter zum Kohlwald und über die alte Straße weiter bis zur Tonbachquelle. Diese schöne Aufnahme stammt von Lehrer Knapp, der sich in Tonbach und Umgebung einen Namen als Pionier für den Skilauf gemacht hat. Zusammen mit Forstwart Klumpp hatte er es bald fertig gebracht die Schüler für diesen Sport zu begeistern. Von Tonbach aus verbreitete sich diese Sportart erst über Baiersbronn nach Mitteltal und Obertal.
1901 Schönmünzach
Die Glashütte Schönmünzach stand dort wo sich heute das Kurhaus und der Kurpark befinden. Die riesigen Mengen Scheiterholz auf dem sogenannten oberen Holzplatz wurden über den Langenbach und die Schönmünz herbeigedriftet und in einem Stauwehr beim früheren Kaufhaus Hauber aufgefangen. Die Glashütte stellte im Jahr 1902 ihren Betrieb ein. Von der Kapelle ist heute nur noch der Name Kapellenweg übrig geblieben. Diese wurde 1869 für die meist katholischen Glasarbeiter gebaut und leider 1967 abgerissen.
1909 Heselbach
In Heselbach finden wir viele alte Gebäude und Bauernhöfe. Auf einem der vielen Türbogen steht die Jahreszahl 1470. Das Bild zeigt die Dorfstrasse links hinauf zur Kapelle und rechts den Teichweg. Dazwischen wo vormals nur Wiesen und Obstbäume zu finden waren befindet sich heute der Heselbacher Hof. Schon im 15. Jahrhundert war das „Lehengut“ Heselbach besiedelt. Obwohl Röt 1668 ein eigenes Kirchlein bekommen hatte, war die eigentliche Kirche für die Leute von Röt das Kirchlein in Heselbach. Bis 1920 wurden die Toten von Röt auf dem Friedhof in Heselbach bestattet. Der Mesner erhielt dafür von jedem Haushalt zu Weihnachten ½ Laib Brot, von jedem Konfirmanden ½ Kreuzer und eine besondere Gabe für’s Läuten an Begräbnissen.
1900 Buhlbach
Schon vor der beabsichtigten Erbauung der Glashütte Buhlbach 1758 gab es Widerstand seitens des Christophstaler Eisenwerks, das in einer weiteren Glashütte wegen ihres Holzverbrauchs eine unliebsame Konkurrenz sah. Die Glashütte in Schönmünzach hatte bereits 1734-1902 ihren Betrieb aufgenommen. Da die anfänglich großen Investitionen nur langsam wieder hereinkamen, kam es zu Unfrieden und Streitigkeiten und es drohte der wirtschaftliche Niedergang. Das änderte sich erst 1788, als Karl Klumpp, Gastmeister in Klosterreichenbach, die Glashütte kaufte und Johann Georg Böhringer einen 50prozentigen Anteil daran erwarb. Seit der alleinigen Übernahme von Böhringer im Jahre 1799 ist die Glashütte über vier Generationen bis zur Schließung 1909 im Besitz dieser Familie geblieben.
1939 Schwarzenberg
Auf der Höhe von Huzenbach blickt man hinüber nach Schwarzenberg. Der Ort besteht aus wenigen Häusern nahe der Kirche und aus einigen größeren Bauernhöfen. Das Lehensbauerndorf Schwarzenberg mit seiner romantischen Lage auf einer Terrasse über dem Murgtal hat eine große geschichtliche Tradition. Schon im Reichenbacher Schenkungsbuch von 1085 wird ein Gut in der Grasenowe (In den Auen) beim mons swarzinberg (Schwarzenberg) dem Kloster geschenkt. Der Schwarzenberger Altar im Landesmuseum Stuttgart stammt aus einer Kapelle, die einst nahe der Häusergruppe ganz rechts stand. Auf dem Berg davor, hoch über der Murgschleife, war einst die Burg Schwarzenberg.
1913 Friedrichstal
Mit einem Alter von rund 240 Jahren ist Friedrichstal einer der jüngsten Teilorte der großen Waldgemeinde Baiersbronn. Die menschlichen Aktivitäten in diesem Gebiet sind aber sicher schon ein Jahrtausend alt – Bergbauspuren im Forbachtal lassen sich aus uralten Stollengängen nachweisen. Die Erzverarbeitung begann um 1550 durch Herzog Christoph, und der spätere Herzog Friedrich, der Erbauer von Freudenstadt, förderte dieses Gewerbe. Die Enge des Tales und Wasserkraftfragen zwangen die Betriebe bei späteren Neubauten, immer weiter talab zu gehen. So entstanden 1761 die „Neuen Werke“ auf Baiersbronner Markung, die ab 1808 den Namen „Friedrichstal“ erhielten, zu Ehren des neuen Königs Friedrich von Württemberg.
1900 Ruhestein
Ludwig Klumpp vom Kniebis war 1863 als Steinbrecher bei den Arbeiten für die neue Staatsstraße beteiligt. Der Orientreisende und Straßburger Oberbibliothekar Dr. Julius Euting hatte ihm den Vorschlag gemacht, er solle doch hier oben am „Ruogstein“ eine Herberge errichten. Unterstützt von seiner Frau und der kräftig heranwachsenden dreizehnköpfigen Kinderschar hatte sich das Gasthaus dann bald zu einem berühmten Kurhaus entwickelt.
Die dreizehn Kinder hatten einen kurzen Schulweg, denn „Fräulein Lehrerin“ war im Hause und gleichzeitig königl. württembergische Postgehilfin, da der Ruhestein auch Poststation für die Postkutschen war.