2019 Alltag
Der neunte Kalender widmet sich dem Thema: Alltag und zeigt diesen aus verschiedenen Blickwinkeln rund um die Gesamtgemeinde. Lassen sich mitnehmen auf eine eindrucksvolle Zeitreise vom Schliffkopf bis nach Röt, bei der viele bisher unveröffentlichte Aufnahmen zu sehen sind.
1932 Tonbach Leiterwagen mit Kinder
Wenn der Holzsäger seinen Besuch angesagt hatte war er meistens für mehrere Familien tätig. Aus der ganzen Nachbarschaft kam man zusammen und half sich gegenseitig dem Holzsäger das Holz zu reichen. Bis die Ochsen angespannt wurden hatten die Kinder sichtlichen Spaß auf dem wartenden Leiterwagen herum zu klettern.
1932 Schliffkopf Skiausflug
Oft traf man auf den Höhen des Schliffkopfes Baiersbronner beim Skiwandern an, die sich zu Fuß auf die Höhenzüge rund um die Grindenflächen begeben hatten. Wer Beziehungen hatte besorgte sich einen Schlüssel für eine Wanderhütte um dort zu rasten oder sogar zu übernachten. Die lange Abfahrt hinunter ins Murgtal war dann eine wunderbare Entschädigung für den zuvor mühevollen Aufstieg.
1934 Baiersbronn Hilda mit Ochsen
Als „Baiersbronner Urgestein“ ist Hilda Kalmbach bis heute für viele ein Begriff. Schon als junges Mädchen war sie zusammen mit ihrem Vater Karl Beilharz mit dem Ochsengespann im Wald, um von dort Langholz auf die umliegenden Sägemühlen zu transportieren. So wundert es einen nicht, wenn sie sich ganz stolz und ohne Scheu für den Fotografen zwischen den Ochsen aufstellte.
1949 Baiersbronn Flachsbrechen
Das Bild entstand auf’m „Berg“ – das ist die Parzelle zwischen Bergergrund und Winterseitenweg – bei Familie Braun. Gleich drei Generationen sind mit Flachsbrechen beschäftigt. Der daraus gewonnene Hanf wurde zum Spinnen verwendet oder man gab ihn dem Flaschner, der ihn dann zum Abdichten der Rohrverschraubungen verwendet hatte.
1908 Mitteltal Mutter mit Kinder
Der vermutlich aus einer Auswanderfamilie stammende Frederick Geiser veröffentlichte 1908 einen ausführlichen Reisebericht über seinen Besuch in Mitteltal. Das Bild aus dem Bericht zeigt die Frau des Dorfschmieds mit fünf von ihren vierzehn Kindern. Nur Großfamilien boten Sicherheit für alle Generationen. Umso schwieriger war es in schlechten Zeiten alle ausreichend ernähren zu können, was nur durch harte Arbeit und viel Entbehrung gelang.
1938 Baiersbronn Kronenwirt
Anfangs brachten die Postkutschen die ersten Kurgäste ins obere Murgtal und später war es die Eisenbahn, die immer mehr „Städter“ ins beschauliche Murgtal transportierte. Die Einheimischen bemühten sich sehr um das Wohl der auswärtigen Gäste. Man warb mit fließend Wasser und gutem „Stoff“ – so hieß das hausgebraute Bier. Ein besonderer Service des Kronenwirtes war es, das Gepäck seiner Gäste persönlich per Leiterwagen zum Bahnhof zu bringen.
1930 Reichenbacher Höfe Auf `m Acker
Feldarbeit beim Seidtenhof – schwere Handarbeit ohne moderne Maschinen war früher alltäglich. Kopftuch, Hut und lange Kleidung schützten vor der Sonne. Immer dabei das „Leiterwägele“ und der Vesperkorb mit Most, Brot und Wurst.
1932 Baiersbronn Spielendes Kind
Schon seit über 130 Jahren gibt es die Stofftiere der Firma Steiff, die 1880 von Margarete Steiff gegründet wurde. Schon zu Beginn wurden Spielbären hergestellt und die auf Rollen angebrachten Bären konnten die Kinder hinter sich herziehen oder sogar auf ihnen reiten. Nur wenige hatten ein so tolles Spielzeug, denn meistens mussten die Kinder aus ein paar Holz- und Stoffstücken sich selbst etwas zum Spielen basteln.
1931 Klosterreichenbach Heidelbeeren pflücken
In den Sommermonaten ging es immer schon früh in den Wald um Heidelbeeren zu sammeln. Für die Kinder hieß es gleich nach der Schule noch schnell die Hühner füttern und dann zu Fuß den weiten Weg zu den Erwachsenen hinauf – oft bis zum Igelsberger Hardt. Das Bild zeigt die junge Martha Wurster (verh. Weber) vom Nettlinstrauf zusammen mit Ihrer Mutter. Am Abend trug man dann die Körbe voll mit Beeren auf dem Kopf nach Hause.
1927 Buhlbach Letzte Schulklasse
Das Bild zeigt die letzte Schulklasse von Buhlbach. Die Schulausbildung erfolgte in der Regel für Jungen und Mädchen getrennt. Jedoch wurden kleinere Klassen – wie hier die sechszehn Kinder von Buhlbach – vermutlich zusammen unterrichtet. Die Prügelstrafe war wie die sog. Rangordnung – der Leistungsstand der einzelnen Schüler spiegelte sich in der Sitzordnung der Klasse wider – weit verbreitet. Oft mussten die Kinder den langen Schulweg – wie der Junge rechts im Bild – barfuß zurücklegen.
1933 Heselbach Getreideernte
Mit zunehmender Besiedelung wurde das vormals vollständig bewaldete Murgtal durch die Vorfahren Schritt für Schritt in mühevoller Arbeit gerodet. Nur so konnten Flächen für Viehzucht und Ackerbau geschaffen werden. Jedes nur verfügbare Fleckchen wurde genutzt und neben Kartoffeln und Rüben wurde auch Getreide angebaut.
1952 Baiersbronn Neumühle
Dieses Bild haben wir der Tochter von Bürgermeister Eugen Berger zu verdanken, die für ihre Prüfung zur Fotografenmeisterin eine ganze Bilderserie in der Neumühle aufgenommen hatte. Muskelkraft und Geschick waren gefragt wenn Georg und Friedrich Gaiser jun. die Getreidesäcke transportierten und so ihren Vater Friedrich Gaiser sen. tatkräftig bei der täglichen Arbeit unterstützen konnten.
1950 Röt Schlittenfahrt
Wenn im Winter genügend Schnee vorhanden war dauerte es nicht lange bis die Kinder mit Ihren Schlitten die Dorfstraße herunter sausten. Auf dem Bauch liegend und mit mehreren Schlitten hintereinander machte es besonders Spaß. Da es nur wenige Autos gab wurde die Straße gerne zur „Rodelbahn“ umfunktioniert. Kam ein Ochsengespann um die Ecke musste man ausweichen und die Kinder landeten dann – zur Freude der Erwachsenen – oft im Tiefschnee.